Urheberrechtsverletzungen und Abmahnungen

Recht und Ordnung

Erst dieses Wochenende wurde ich wieder gefragt, was man gegen eine Abmahnung tun kann. Um es vorwegzunehmen: das Abmahnverfahren betrifft weder Klinger-webDESIGN noch einen unserer Kunden. Ich wurde lediglich um Hilfe zu dem Thema gefragt. Da ich das aber als grundlegend wichtig für alle halte, möchte ich gern hier darüber berichten und auch ein wenig Aufklärungsarbeit leisten. Immerhin bieten Content Management Systeme ja auch dem Kunden selber die Möglichkeit, Fremddateien in das System einzuschleusen.

Ein paar Fakten

Hier erst mal kurz ein paar Hintergrundinfos: Auf einer kleinen Webseite wurde ein Kartenausschnitt für eine kurze Wegbeschreibung verwendet. Der Gedanke an sich ist sicher lobenswert, dass den potentiellen Kunden der Weg zur eigenen Firma beschrieben und mit einem Kartenauszug visualisiert wird. Problematisch wird es aber dann, wenn die Karte nicht die eigene ist, sondern von einer anderen Webseite stammt oder aus einem Atlas (oder sonstigem) eingescannt wurde. Realisiert wurde das ganze dann über einen der (für kleine private Webseiten) beliebten Homepage-Baukästen, wie ihn einige größere Provider (Anbieter für Speicherplatz im Web, auf dem dann die Daten der Webseite hinterlegt werden können) im Backend (Kundenbereich) für ihre Kunden anbieten.

Wie man auffliegen kann

Wie es der Zufall so wollte, wurde das „geklaute“ Kartenmaterial aber durch den Urheber aufgefunden – oder halt durch eine andere Person, die diesen dann darauf aufmerksam gemacht hatte. Wie das geht? Zum Beispiel durch die Google Bildersuche: „Kartenmaterial Stadt XY“ oder es zum Beispiel direkt über den Dateinamen, da dieser oftmals auch nicht geändert wird. (Achtung! Das soll jetzt KEINE Aufforderung dazu sein, Dateinamen von nicht-eigenen Dateien auf dem Webserver umzubenennen!). So weit so gut…

Was ist passiert?

Es kam also zu einer ersten Abmahnung, die meist noch in einem preislich verschmerzbarem Rahmen liegt (<1000€ – wobei es sicher auf den Anwalt ankommt. Es kann auch sein, dass es dazu Richtlinien/Sätze gibt. Genaueres kann euch da sicher ein fachkundiger Jurist sagen.). In dieser Abmahnung wird man dann auch meist noch recht freundlich darauf hingewiesen, wer der Eigentümer ist und dass man doch die Daten so schnell wie möglich löschen sollte. Gesagt, getan. Nach einer Weile flatterte dann die zweite Mail ins Haus – erstaunlicher Weise mit einer erneuten Abmahnung und der Information, dass die Daten immer noch auf dem Server liegen. „Ich habe die Seite doch über das System gelöscht […]“ bekam ich dann zu hören. Was kann da schief gelaufen sein? Tatsache ist, dass die Datei immer noch auf dem Server liegt und die Gegenpartei sich natürlich die direkten Pfade dazu gespeichert hatte.
Das Löschen der eigentlichen Seite muss bei solchen Systemen also nicht zwangsläufig auch das Löschen der hinterlegten Dateien zur Folge haben. Warum das? Ganz einfach, die verwendete Datei kann schließlich auch von einem anderen Punkt innerhalb der eigenen Webseite verwendet werden und somit würde es zu einem broken Link kommen. (Mehr zum Thema broken Link am Ende dieses Beitrags…)

Was kann man tun?

Gegen die zweite Abmahnung wird man in dem Fall meiner Meinung nach nicht viel machen können, denn Unwissenheit schützt bekanntlich vor Strafe nicht. Der Webmaster ist immerhin für die Seite verantwortlich, speziell dann, wenn er der einzige ist, der auf die Inhalte Zugriff hat.
Das zweite Schreiben ist auch mit einer weiteren Zahlungsaufforderung versehen. Und da man in dem Fall schon nahezu vorsätzlich handelt – aus Sicht der anderen Partei hat man ja die Daten aktiv nicht gelöscht – fällt die Strafe umso höher aus. In diesem speziellen Fall ging es dann wohl schon um gute zweitausend Euro – AUTSCH!
Bei den Beträgen kann ich nur dazu raten einen eigenen Anwalt aufzusuchen. Am besten einen, der sich auf Internetrecht spezialisiert hat und auch wirklich fit ist in dem was er da macht. Ohne den anderen Anwälten zu nahe treten zu wollen, aber das Web ist doch ein spezieller Fall und oftmals ist die Rechtslage unklar bzw. liegt in einer Grauzone.

Was auf jeden Fall wichtig ist…

Spätestens jetzt sollte man bei dem System nach einer Möglichkeit suchen, die Dateien explizit zu löschen. Gibt es irgendwo einen Dateibrowser – meist in unmittelbarer Nähe zum Upload-Formular für die (Grafik-)Dateien. Lässt sich absolut nichts finden, sollten Sie dringend Kontakt mit dem Service des Providers aufnehmen und die Datei unverzüglich löschen lassen. Wichtig hierbei: lassen Sie sich das Löschen der Datei am besten per Mail oder Fax bestätigen!

Verlauf Protokollieren

Wer es nicht schon bei der ersten Abmahnung getan hat, sollte spätestens jetzt anfangen sein Vorgehen zu protokollieren. Screenshots machen, Mails archivieren – am besten alles ausdrucken und von einer zweiten Person durch Unterschrift und Datum legitimieren. (Ich bin kein Anwalt, hoffe aber, dass ich jetzt nicht unbedingt was komplett Falsches gesagt habe. Im Fall der Fälle gleich mit dem entsprechenden Anwalt reden). Sollte es zu einem Prozess kommen, dann kann einem das evt. den Hals retten, da man ja einen gewissen Nachweis hat, dass man nicht untätig war.

Stolpersteine

Google Cache Funktion

Löschen ist nicht gleich löschen. Im Web wird gern und häufig Fremdmaterial als das eigene ausgegeben. Speziell bei Texten ist das der Fall. Oder man wird einfach zitiert (Häufig sogar mit Quellenangabe :)). Löscht man nun die Daten auf dem eigenen Server, können diese gut und gerne immer noch wo anders auftreten. Eine Suche bei Google kann da evt. Abhilfe schaffen – dazu Suchbegriffe mit Anführungszeichen in den Suchschlitz eingeben und schauen, wo das ganze so eins zu eins noch mal auftritt. Dort sollte man sich dann auch mal an den Webmaster wenden und das Löschen veranlassen. (Wurde da nicht auch von uns geklaut?!?!). Weiterhin bieten gängige Suchmaschinen eine Chache-Funktion an. Dabei werden „alte“ Daten vorgehalten, falls die Seite nicht mehr existieren sollte oder Content kurzfristig geändert wurde. In vielen Fällen ist das sehr hilfreich, aber speziell für unseren Fall kann das neue Post im Briefkasten bedeuten. Natürlich bieten die Suchmaschinen auch Dienste an, um diese Daten löschen zu lassen. Bei Google wird das auf folgender Seite beschrieben: http://www.google.de/intl/de/remove.html

Wenn man doch fremde Daten verwenden will und Alternativen

Wenn das Bild nun doch so toll ist (Muss ja nicht immer Kartenmaterial sein.) und man keine andere Möglichkeit sieht, außer dieses Bild zu verwenden, dann hilft meist eine kurze Mail an den Webmaster/Betreiber der anderen Seite und evt. darf man das Bild gegen einen kleinen Obolus und unter Angabe der Quelle verwenden. Wichtig: vorher also immer Fragen!
Bei Pressemeldungen, die explizit darauf hinweisen, dass um Veröffentlichung gebeten wird, sieht das sicher anders aus. Dort wird zu Bildmaterial meist eine Quelle angegeben, die man dann auch im Text mit angeben sollte. (Zur Vermeidung von Duplicate Content empfiehlt es sich allerdings, die Pressemeldung in eigenen Worten abzudrucken – bei Fragen zu dem Thema Mail an kontakt@klinger-webdesign.de). Es empfiehlt sich allerdings dann immer den Link an die entsprechende Agentur zu schicken. Zum einen sehen die, dass man sie unterstützt und wenn doch was nicht passen sollte, können diese dann schnell Änderungswünsche durchgeben.
Das Abbilden von statischen Kartenausschnitten ist eh nicht mehr up to date. Mein Vorschlag dazu lautet einen der kostenlosen Dienste wie map24 oder Google maps zu verwenden. Entscheidender Vorteil, die Karten sind immer aktuell, man kann darin navigieren und sogar eine Route vom eigenen Standort zum Ziel berechnen lassen. Was will der Kunde mehr?

Weiter Informationen:

Dateien im WordPress löschen
Unterhalb des Textfeldes für einen Post gibt es den Bereich zum Upload von Grafiken. Dabei gibt es auch einen Menüpunkt „Alles durchsuchen“. Hier kann sich der User bis zu der gewünschten Datei klicken und diese durch Anklicken Auswählen. Hinter dem Titel für das Bild gibt es einen Link „bearbeiten“ – dieser führt zu einem Menü, in dem man Titel und Beschreibung bearbeiten kann. Unten links findet sich dann auch ein Button zum Löschen der Datei.

Wordpress Datei löschen

Dateien mit FCKeditor löschen
Das Löschen ist hier nicht ohne weiteres möglich. Dazu gibt es folgenden Post auf der Seite des Editors: http://www.fckeditor.net/forums/viewtopic.php?f=5&t=4971&p=12452
Da ich diesen Editor für das Backend verwende, kann ich in dem Fall nur empfehlen dem Webmaster eine Mail zu schicken, wenn eine Datei gelöscht werden soll.

Broken Links
Nach dem Löschen einer Datei können evt. so genannte broken Links entstehen. Das sind Links, die dann quasi ins datentechnische Nirvana zeigen. Bei Grafiken wird dann ein leerer Platzhalter angezeigt und bei Webseiten kommt ein 404-Error. Bei guten Webseiten hat man immerhin weiter die Möglichkeit zu surfen, bei schlechten landet man auf einer weißen Seite mit etwas Text und ohne Link zur Homepage. Broken Links lassen sich zum Beispiel mit dem Google Webmastertool auffinden.

Zusammenfassung

Als Resümee dieses Beitrags kann man wohl sagen, dass man niemalsnicht(!) fremde Dateien auf der eigenen Webseite verwenden sollte und dann am Besten auch noch frech behauptet, dass man selber für den Inhalt verantwortlich ist.
Wenn es wirklich mal Probleme gibt, sollte man einen fachkundigen Anwalt für Internetrecht aufsuchen. Ich möchte dabei noch einmal betonen, dass meine Anmerkungen in diesem Post nicht als rechtsverbindlich angesehen werden sollten – ich bin Diplom Informatiker (FH) und kein Jurist. Sie sollen aber zum Nachdenken anregen und evt. eine Kommunikation mit der eigenen Werbeagentur bezwecken :)
Ist die Webagentur für diesen Fauxpas verantwortlich, sollen Sie sich Gedanken machen, ob sie dort wirklich in guten Händen sind – spätestens dann, wenn sich diese davon distanziert und darauf besteht, Sie hätten das ja so gewollt und freigegeben. Eine gute Agentur hätte darauf bestanden einen anderen Lösungsweg zu finden! Der Kunde ist zwar König, aber ich persönlich würde spätestens bei solch rechtlich heiklen Sachen die Finger davon lassen.

Links

Beitrag im Focus online zu dem Thema: http://www.focus.de [update: 05.02.2009]
Link zu map24: http://www.de.map24.com/
Link zu Google maps: http://maps.google.de/
Link zu Google Webmaster Tools: http://www.google.de/webmasters/

Sollte jemand schon mal damit Erfahrungen gesammelt oder weitere Hinweise zu dem Thema haben, dann fühlt euch eingeladen einen Kommentar zu verfassen…

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